Das Land
Flagge

Äthiopien liegt im Nordosten von Afrika. Es gilt als Wiege der Menschheit und kann auf eine über 3000-jährige Geschichte zurückblicken. Zudem wird es als Ursprungsland des Kaffees angesehen.

Geografische Lage

Lage in Afrika

Äthiopien ist ein Binnenstaat am „Horn von Afrika“ im Nordosten Afrikas. Im Norden grenzen die Länder Eritrea und Dschibuti, im Westen der Sudan und Südsudan, im Süden Kenia und im Osten Somalia an. Im Herzen des Landes liegt die Hauptstadt Addis Abeba. Äthiopien ist mit 1,1 Mio km2 der zehntgrößte Flächenstaat Afrikas. Das entspricht in etwa der dreifachen Größe von Deutschland.

Bevölkerung

Das Land ist ein Vielvölkerstaat mit etwa 80 verschiedenen Ethnien und hat aktuell etwa 100 Mio. Einwohner. Die bedeutendsten Volksgruppen sind die Amharen und die Oromo.

Sprache

Die Amtsprache Äthiopiens ist Amharisch. Neben ihr sind Englisch, Französisch und Italienisch verbreitet, die vor allem im Geschäfts- und Bildungssektor verwendet werden. Darüber hinaus werden noch mehr als 80 weitere Sprachen gesprochen. Die wichtigsten von ihnen sind Oromiffa, Tigrigna und Somaligna.

Religion

Äthiopien ist ein christlich/islamisch geprägtes Land. Hierbei bilden die äthiopisch-orthodoxen Christen mit 43,5% die größte Glaubensgemeinschaft. Gefolgt von den Muslimen mit 33,9%, protestantischen Christen (18,7%) und katholischen Christen (0,7%). Die restliche 3,3% umfassen Naturreligionen und anderen ausgeübten Religionen, wie dem Judentum. Die Zahlen basieren auf einer Volkszählung von 2007.

Traditionen

Wie bereits eingehend beschrieben, gilt Äthiopien als Ursprungsland des Kaffees. Auch in der heutigen Zeit ist Kaffee ein zentraler Bestandteil im äthiopischen Leben. Hierbei ist die Kaffeezeremonie eine heilige Tradition, die dreimal täglich (früh, mittags, abends) stattfindet und ein unbedingtes Muss ist, wenn Besucher anwesend sind. Bei der Zeremonie werden die Kaffeebohnen von Hand geröstet und gemahlen. Anschließend werden diese in einem speziellen Gefäß gekocht. Ist der Kaffee fertig, wird dieser in speziellen Tassen ausgeschenkt.

Ernährung

Das äthiopische Grund­nahrungs­mittel ist Injera, das einem Pfannkuchen ähnelt.

Injera
Der Haupt­bestandt­teil von diesem Fladenbrot ist ein Sauerteig, der aus Teff, einer indigenen Zwerghirse, hergestellt wird. Serviert wird Injera meist mit Fleisch oder Gemüse sowie verschieden Soßen.

Das äthiopische Essen wird hauptsächlich mit Berbere gewürzt. Dies ist eine Mischung aus verschieden Gewürzen wie Chilipfeffer, Ingwer, Zimt, Knoblauch, Gewürznelke, Koriandersaat, Piment und Ajowan. Diese Gewürzmischung ist geschmacklich sehr charakteristisch, aber auch sehr scharf.

traditioneller Teller mit traditionellen Speisen
Rind, Schaf und Geflügel stellen die Haupt­fleisch­lieferanten in der äthiopischen Küche dar. Kamele und Ziegen werden hingegen weniger verwendet. In gewässernahen Gebieten stehen zudem Fisch auf den Speiseplan.

Traditionell wird von einem großen runden Teller zusammen eingenommen. Dabei wird mit der rechten Hand gegessen, die zuvor gewaschen werden sollte. Dazu werden Tej (ausgesprochen „Tedsch“), ein äthiopischer Honigwein, Tella, ein äthiopisches Bier, aber auch verschiedene Weine getrunken, die in Äthiopien hergestellt werden.

Kalender

In Äthiopien wird der Julianischen Kalender verwendet. Er besteht aus 12 gleichen Monaten von jeweils 30 Tagen und einem dreizehnten Monat, der je nach Jahr 5 oder 6 Tage lang ist.

Geschichte und Politik

Lucys Skelett

Äthiopien gilt als Wiege der Menschheit, da hier Skelettreste von frühen Homini-Arten gefunden wurden, die zu den ältesten bekannten Fossilien gehören. Hierzu zählen vor allem die Gebeine von Lucy oder Dinkinesh (amharisch für: Du Wunderbare). Dieses weibliche Individuum lebte vor ungefähr 3,5 Mio. Jahren in der abgelegenen Afar-/Danakil-Region im Nordosten des Landes.

Historisch ist Äthiopien besser als Abessinien bekannt. Erwähnt wurde dieses Gebiet schon zu Zeiten der alten ägyptischen Pharaonen vor über 5000 Jahren, die auf der Suche nach Gold, Elfenbein, Weihrauch und Sklaven bis zum Roten Meer vordrangen.

Eng verbunden mit der antiken Geschichte des Landes sind die Legenden über König Salomon, der Königin von Saba sowie der Bundeslade in der Stadt Aksum. Zudem führte Äthiopien, neben Armenien und Georgien, als einer der ersten Staaten der Welt die christliche Lehre als Staatsreligion ein.

Menelik II.

Während der Kolonialisierung Afrikas ab den 15. Jahrhundert durch die Osmanen und Europäer war Äthiopien das einzige afrikanische Land, das nie durch einen Aggressor unterworfen wurde. Das Land war lediglich durch italienische Streitkräfte in der Zeit von 1936 and 1941 besetzt. Im Gegenteil, in der Regierungszeit Menelik II. (1889 bis 1913) begann dieser ebenfalls Länder wie Eritrea zu kolonialisieren und drängte dabei als erste afrikanische Nation erfolgreich europäische Kolonialmächte wie Italien zurück.

Haile Selassie I.
Haile Selassie I., der Nachfolger Meneliks II., regierte von 1930 bis 1974. Er versuchte das Land durch Reformen zu einem modernen Staat zu wandeln. Allerding führten gesellschaftliche Spannungen aufgrund von Konflikten mit Eritrea und schweren Hungersnöten zum Sturz Selassies 1974 durch das Militär.

Nach vielen Jahren Militärherrschaft und Bürgerkrieg wurde 1995 ein freies, demokratisches Förderalsystem eingeführt und die Demokratische Bundesrepublik Äthiopien gegründet mit einem Präsidenten als Staatsoberhaupt, der jedoch keine Exekutivfunktionen besitzt.

Im Zuge dessen wurde der Bundesstaat in 9 Regionen und zwei Stadtregionen, Addis Abeba und Dire Dawa, unterteilt. Die Regionen wiederum sind in Zonen, Woredas (Distrikte/Stadtbezirke) und Kebelen (Gemeinden, Stadtvierteln) aufgeteilt.

Übersicht der Regionen Äthiopiens

Klima und Topografie

Das beherrschende topografische Merkmal Äthiopiens ist das zentrale Hochplateau, dessen Höhe zwischen 2.000 und 3.000 m liegt. Einige Gipfel sind höher als 4.000 m. Es ist von zahlreichen Flüssen durchzogen, wovon der dem Tanasee entspringende Blau Nil besonders sehenswert ist. Das Hochplateau wird diagonal geteilt vom Rift Valley.

Klimatisch ist das Land in drei Zonen eingeteilt. In der tropisch-heißen Zone (Kolla – bis 1.800 m) ist es durchschnittlich 27 Grad warm bei einer jährlichen Regenmenge unter 500 mm Niederschlag. Die warm-gemäßigte Zone (Woyna Dega – 1.800 bis 2.500 m) ist 22 Grad warm bei 500 bis 1.500 mm Niederschlag pro Jahr. Im Berggebiet (Dega – über 2.500 m) werden nur 16 Grad gemessen und die Regenmenge steigt bis 1.800 mm Niederschlag. Die Hauptregenzeit ist im Hochland von Juni bis September, eine kleine Regenzeit gibt es von Februar bis März.